Das Ende eines Jahres ist für mich diese seltsame Zeit zwischen Weihnachtsdeko wegräumen, 10 Jahre alte Akten vernichten, die ersten Tulpen kaufen, der Frage "Esse ich noch die letzten Lebkuchen?" und dem Vorsatz "Nächstes Jahr wird alles anders".
Die Zeit zwischen den Jahren, in der man grübelt, ob man eigentlich nur im Winterschlaf
ist oder schon die Übersicht verloren hat!
Man schaut zurück, faltet innerlich die Hände und fragt sich:
Na? Was war denn los in 2025?
Erfolge? Erkenntnisse? Höhenflüge? Tiefpunkte?
Oder zumindest ein ordentliches Stolpern mit Ziel vor Augen?
Ich habe lange überlegt, worauf ich in diesem kleinen Jahresrückblick überhaupt schauen will. Auf das goße Ganze? Auf die kleinen Dinge? Auf mich?
Oder auf dieses eine Projekt, das mich begleitet hat wie ein gutgelaunter, manchmal leicht anstrengender Mitbewohner: Mein Buch.
Aber nein.
Natürlich war dieses Jahr mehr als ein Buch.
Und gleichzeitig war das Buch ziemlich viel.
Kreativ statt beschäftigt.
Ich arbeite ja nicht mehr. Also zumindest nicht in diesem klassischen Sinn, in dem man
morgens irgendwo auftaucht und so tut, als hätte man einen Plan.
Ich bin "nur" kreativ. Das ist etwas völlig anderes.
Ich denke, schreibe, verwerfe, schreibe neu.
Ich kreiere kleine Quadrate mit meinen eigenen Schwarzweiß-Fotos.
Manchmal nur für mich.
Manchmal für andere.
Einige stehen, liegen oder hängen auch schon in einer neuen Umgebung.
Kreativ sein heisst immer wieder auch:
Denken, verwerfen, neu denken, wieder verwerfen - und irgendwann sagen:
So. Das bleibt jetzt so. Punkt.
Es heißt, dem eigenen Rhythmus zu vertrauen.
Und zu akzeptieren, dass man nicht produktiv sein muss, um Wertvolles zu tun.
Das Buch. Mein Buch.
Ja, es gibt seit Sommer dieses Buch "Zwischen Zähneputzen und Zweifeln".
Und nein, es ist nicht plötzlich alles verändert, seit es existiert.
Aber es hat etwas sortiert.
Wilde Gedanken, schöne und nicht so schöne Erinnerungen, allerlei aufregende Alltagsbeobachtungen. Und mich selbst auch ein bisschen.
Mein Buch existiert.
Es liegt auf Tischen.
Manche haben es gelesen.
Manche haben mir Sätze daraus zurückgeschickt - und die sind mir dann leise ins Herz gefallen.
Und ja: Ich vermarkte es.
Ich lerne, wie man über etwas spricht, das sehr perönlich ist, ohne sich dabei wie eine
schlecht gelaunte Dauerwerbesendung zu fühlen.
Ich übe, ein bisschen stolz zu sein, ohne laut zu werden.
Und sichtbar, ohne mich zu verbiegen.
Das ist gar nicht so leicht.
Vielleicht gibt es irgendwann auch ein neues Buch. Vielleicht auch nicht.
Es gibt da Ideen. Zettel. Dateien mit kryptischen Namen. Anfänge - und Enden, die sich
noch nicht zeigen wollen.
Vielleicht bleibt alles aber auch erst einmal ein spannender Gedanke, der noch ein bisschen reifen muss.
Ich habe gelernt, mir selbst keinen Zeitdruck mehr zu machen und meine allseits
präsente Moral Marie auch mal in den Kurz-Urlaub zu schicken.
Jahresrückblick heißt nicht Jahresabrechnung.
Es gab Höhen, Tiefen und ein paar Momente, in denen ich mich gefragt habe, ob ich vielleicht doch eine Ausbildung zur Einsiedlerin anfangen sollte. Manchmal war ich mutig, manchmal müde - und ganz selten hatte ich das Gefühl, alles im Griff zu haben.
Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, dass ein Jahresende kein Kassensturz sein muss.
Keine Excel-Tabelle des Lebens. Kein "Hätte-ich-doch-noch".
Man darf zurückschauen und sagen:
Das war genug. Oder sogar: Das war gut.
Nicht alles war leicht.
Nicht alles war lustig.
Aber vieles war echt.
Interessante und tiefgründige Gespräche, die geblieben sind. Andere, die gegangen sind -
und das war auch gut so.
Momente, in denen ich dachte: Ach, so fühlt sich das also an, wenn man bei sich ankommt.
Und dann wieder welche, in denen ich kurz die Orientierung verloren habe.
Auch das gehört dazu. Ich habe gelernt, langsamer zu urteilen. Über andere.
Und vor allem über mich.
Fazit? Gibt's keins. Nur ein Gefühl.
Jetzt kommt ein neues Jahr.
Mit neuen leeren Seiten.
Bestimmt mit neuen Texten.
Mit neuen Mini-Quadraten.
Und mit vielleicht einfach nur mehr Vertrauen ins Unperfekte.
Ich bin nicht spektakulärer geworden. Aber ehrlicher.
Nicht lauter. Aber klarer.
Ich nehme also mit: Grenzenlose Neugier, Sinn für Humor, eine gewisse Gelassenheit
und ein Buch, das es ohne mich nicht gegeben hätte.
Und das reicht mir.
Und 2026?!
Ach ja, die Pläne fürs neue Jahr!
Ich werde natürlich mehr Sport machen (vielleicht viermal).
Ich werde immer meinen Schreibtisch aufräumen (zumindest einmal).
Ich werde weniger Kaffee trinken (okay...nächster Punkt).
Ich werde liebevoller mit mir selbst sein, großzügiger mit Pausen und entspannter mit anstrengenden Mitmenschen.
Vor allem aber:
Ich freue mich darauf, wieder jede Menge Geschichten zu erleben, zu sammeln und aufzuschreiben - zwischen Zähneputzen und Zweifeln, zwischen Espressotasse und Aperol.
Ich verabschiede das Jahr 2025. Ohne Drama. Mit Neugier auf 2026.
Guten Rutsch...



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