Zu spät zum Aufhören.
Oder: Wie aus (m)einem Blog ein Büchlein wurde - und aus mir eine Expertin für viel Kaffee, noch mehr Kommas und kleine Krisen.
Da ist er also, der Moment, den ich lange ignoriert, dann verdrängt und schließlich mit einer Mischung aus Euphorie und kaltem Schweiß begrüßt habe: Mein Büchlein, eine feine kleine Sammlung meiner Blogtexte der letzten Jahre - macht sich auf den Weg in den Probedruck. (Ich wiederhole das zur Sicherheit nochmal für mich selbst: PROBEDRUCK.)
Das heißt, dieser kleine Cocktail an manchmal sinnfreien Gedanken, wilden Erlebnissen, schnöden Alltagsgeschichten, bewegten Erinnerungen, überflüssigen Fragen und stillen Erkenntnissen, den ich über die Jahre hier im Blog geteilt habe, wird jetzt zu etwas Festem. Etwas mit Umschlag. Seiten. Rückentext. ISBN.
(Ich muss den Satz nochmal lesen, um es zu glauben.)
Wie es dazu kam?
Nun ja. Ich habe geschrieben. Ganz früher schon. Zwischendurch mal wieder. Und dann immer öfter immer wieder. Einfach so - nach dem Frühstück, zwischen zwei Wäscheladungen, abends bei Wein oder Aperol, manchmal im Bademantel und kalten Füßen.
Für wen das Ganze ist?
Für mich. Für andere. Für Frauen, die auch mal laut lachen, wenn sie sich selbst beim
Meckern zuhören oder vergessen haben, was sie eigentlich sagen wollten - aber immerhin charmant dabei aussehen, und mittendrin sind - im Leben, in den Wechseljahren, in der
eigenen Geschichte.
Für alle, die das Leben inzwischen ein kleines bisschen gelassener, aber nicht weniger neugierig betrachten. Und für jene, die wissen: Ein guter Gedanke passt immer zwischen
zwei Tässchen Espresso - oder auch Gläschen Aperol Spritz.
Was der Weg bis hierhin mich lehrte:
- Gedanken sortieren ist ein bisschen wie Wäsche falten:
Man weiß nie, wohin mit dieser einen verirrten Socke.
- Ein Blogpost liest sich komplett anders, wenn man ihn ausdrucken will.
- Der Satz "Ich lese nur nochmal ganz schnell drüber" ist eine Lüge.
Zwischen "schnell überfliegen" und "komplett umschreiben" liegt nämlich genau ein einziges Komma oder ein simpler Gedankenstrich.
- Es gibt viel zu viele Schriftarten. Und zu wenig Geduld.
- Espresso hilft. Nicht gegen Zweifel, aber gegen Müdigkeit.
Und jetzt, schwupps - Jahre später, nach gefühlt 483 Espressi, nicht gezählten Aperols
und 17 Versionen eines Titelblatts, ist es endlich soweit.
Ich warte mit einer Mischung aus unbändiger Vorfreude, anhaltender Unruhe, ein bisschen Stolz, hektischer Röte im Gesicht und "Oje, hab' ich das wirklich getan?!" - Gefühl
auf einen Briefumschlag mit dem Probedruck ... begleitet von nervösem Herzklopfen
und der Frage: "Habe ich 'Aperol' auch richtig geschrieben ...?
Das Ganze ist ein leises "Ich trau mich" - auch wenn meine strenge Moral-Marie noch
mit verschränkten Armen im Hintergrund murmelt: "Na, wir werden ja sehen ..."
und einer Prise "Was soll's, der Aperol ist eh schon offen."
Also: Das mit dem Buch war keine Absicht ...und Hilfe:
Es wird gedruckt!