Samstag, 18. November 2023

GESTERN DOCH NOCH SO KLEIN...

 ...und ganz plötzlich kein Kind mehr!

 




War es nicht erst kürzlich, dass ich mein "Baby" bitterlich weinend im Kindergarten bei Frau Glück (Tante Inge hieß wirklich so!) abgegeben habe, mit blutendem Herzen ganz schnell in mein Auto gestiegen bin, die Einschulung mit mehr als einer Träne der Rührung gemeistert habe, die Schuljahre trotz endloser Wochenpläne -die gefühlt ICH immer mit als Hausaufgabe zu bewältigen hatte!-, überlebt habe, abendliche Anrufe der Klassenlehrerin geduldig, aber innerlich zitternd ausgehalten habe, erschöpfend lange Elternabende auf viel zu kleinen Holzstühlchen vor verschrammten Mini-Tischchen absolviert habe, mindestens 2-3 mal Läusebefall gemeistert und alle Kuscheltiere in der Gefriertruhe schockgefrostet habe, die Pubertät mit all` ihren Fallstricken irgendwie überstanden habe, den Teenager mehr als einmal leicht bis mittelschwer beschwipst hinter die Haustüre gezogen habe und der Lieblingsmensch ihn unter die kalte Dusche gezerrt hat...
Ich habe mal einen lustigen Spruch gelesen, der mir beim Schreiben jetzt wieder einfällt:
"Mein Kind durch die Pubertät zu begleiten lässt mich verstehen, weshalb einige Tiere ihre Jungen fressen..."  Wenn Du es liest: Spaß mein Schatz ;-)

Und dann, wie aus dem Nichts trifft einen der bedeutende und irgendwie auch ein bisschen  undankbare Satz: nach der Schule ziehe ich erst mal aus!
Und ich, obwohl angeblich bestens auf diese Nachricht vorbereitet, kaue und kaue auf meinem Keks herum als wäre es ein zähes Stück Fleisch, mache mir den 3. Espresso und denke:
er ist doch noch so klein!!!
Beim Lieblingsmann und im Freundeskreis wird das gerne mal lockerer gesehen:
die Kinder müssen doch auch mal raus ins echte Leben, ohne rundum Sorglos-Paket und
24 Stunden Service, ohne unheildrohende in Dauerschleife ertönende "Mamaaa" Rufe, auf die natürlich sofort reagiert wird...
Und überhaupt, wir müssen lernen loszulassen, erinnert Euch:
sind wir nicht damals mit vollem Rucksack, ein paar Euroschecks (die gibt es schon gar nicht mehr!) in der Tasche, ohne Handy und Kreditkarten mit Interrail durch halb Europa getingelt?!
Dass unsere Eltern uns nicht als verschollen abgeschrieben haben grenzt an ein Wunder, denn es gab nur alle paar Tage mal eine ramponierte Telefonzelle, von der man nach Hause telefonieren konnte...wenn man dann auch das passende Kleingeld oder eine damals hochmoderne Telefonkarte besaß.
Irgendwie
überleben Eltern das, klar, am Anfang ist es hart, aber man muss durchhalten...ich habe es mir allerdings leichter vorgestellt!
Das leere Kinderzimmer, der immer noch viel zu volle Kühlschrank -ja, denn einkaufen ohne ein Pubertier zuhause bedeutet anfangs radikal umdenken!, abends nur noch mit dem Lieblingsmenschen zu zweit am Tisch, kein Mama-Taxi zu Fussball, Hockey oder irgendeiner Geburtstagsparty, keine Nachtwache auf der obersten Stufe des Treppenhauses, keine Mamaaa-Rufe mehr, und ja: auch die Wäscheberge sind überschaubarer geworden.

Dann -wieder ganz plötzlich- hat das Kind fertig studiert, erst den Bachelor, dann den Master in der Tasche, sich ernsthaft verliebt und die ganze Familie eine rauschende Hochzeit gefeiert.
Was kommt als nächstes?!

Ja, loslassen...und doch immer wieder sehnsüchtig und heimlich auf eine kleine whatsapp Mamaaa-Nachricht vom großen Kind warten...ist doch noch mein "Kind"!
Komm`Du da mal hin, mein Schatz ;-)

In diesem Sinn...wie beim Yoga...lasst einfach los...